9/23/2015

Vier Beutel Asche von Boris Koch

384 Seiten  |  HEYNE fliegt  |  7,99 €  |  978-3453268340

Christoph ist erst sechzehn, als er stirbt – er prallt nachts mit seinem Fahrrad auf ein entgegen-kommendes Auto. Alles, was von ihm bleibt, ist eine Urne Asche. Doch vier seiner besten Freunde wollen nicht akzeptieren, dass mit der Beisetzung einfach alles zu Ende sein soll. Hatte Christoph sich nicht immer gewünscht, die Welt zu entdecken? Die vier graben seine Urne aus und machen sich damit auf eine lange Reise – eine Reise, auf der sie erkennen, was Freundschaft wirklich bedeutet … Drei Monate nach Christophs Unfalltod geht das Leben scheinbar wieder seinen Gang. Doch Jan, Christophs bester Freund, kann nicht vergessen. In der Nacht, in der Christoph siebzehn geworden wäre, besucht Jan dessen Grab. Und er ist nicht der Einzige: Auf dem Friedhof trifft er Christophs Freundin Beate, den von Schuld und Selbstmordgedanken geplagten Maik, der Christoph das Rad geliehen hatte, mit dem er in den Tod fuhr, und Lena, die heimlich in Christoph verliebt war. Aufgewühlt beschließen sie, Christophs letzten Wunsch zu erfüllen, den ihm seine Eltern wie so vieles verwehrt haben, und seine Asche im Meer zu verstreuen. Sie graben seine Urne aus, verteilen die Asche auf vier Beutel und brechen zum Atlantik auf. Eine abenteuerliche Reise durch den Sommer beginnt, die so manches Geheimnis ans Tageslicht bringt … (goodreads.com)

 
Wenn man dieses Buch zur Hand nimmt, wird man es sich sicherlich deshalb näher anschauen, weil man davon etwas in der Schule gehört hat oder weiß, dass es von der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendliteratur als Jugendbuch des Monats ausgezeichnet worden ist. Allein vom Klappentext her habe ich mir dieses Buch nämlich nicht zu Gemüte geführt, da mich dieser nicht wirklich überzeugt hat. Jedoch musste an dem Roman doch etwas Besonderes sein, wenn er schon ausgezeichnet wurde - dachte ich.

Als erstes ist mir natürlich der außergewöhnliche und wirklich gewöhnungsbedürftige Schreibstil aufgefallen. Einerseits benutzt der Autor die Jugendsprache und ein paar Kraftausdrücke - was man bei einem Jugendbuch durchaus verstehen kann. Aber dann mischt er diese mit gelegentlichen philosophischen Ergüssen seiner selbst und mit Metaphern, die man durch diesen Misch-Masch nicht mehr ernst nehmen kann. Es scheint so, als hätte Koch versucht, für jeden etwas zu kreieren. Daran ist er aber meiner Meinung nach kläglich gescheitert.

Spannung - etwas, was man in jedem guten Buch erwartet - war kaum vorhanden. Man hat gemerkt, dass Boris Koch gelegentlich versuchte, den Leser ans Buch zu fesseln, hat aber dabei leider genau das Gegenteil bewirkt: seine Spannungsaufbau-Versuche führten eher zu noch langweiligeren Längen in der Handlung und brachten mich fast dazu, den Roman an einigen Stellen abzubrechen. 

Während der Geschichte erfolgten immer wieder Rückblicke zurück in die Zeit, in der Christoph noch gelebt hatte. Beispielsweise Erzählungen, wie die vier "Freunde" mit ihm in Kontakt gekommen waren und in welcher Beziehung sie zu ihm standen. Das hat ein wenig geholfen, die Gedanken und Gefühle der Figuren und ihren Umgang untereinander besser zu verstehen. 

Alles in allem waren die Charaktere relativ gut herausgearbeitet, hatten alle einen Hintergrund und verschiedene Gründe für die Reise. Aber deshalb waren sie noch lange nicht symphatisch - im Gegenteil. Jan, der Protagonist, war schon von Anfang an unausstehlich. Mit seiner arroganten, egoistischen, unentschiedenen Art machte er das Lesen keinesfalls zum Vergnügen. Schon das erste Kennenlernen mit ihm zeichnete kein gutes Bild der Figur: voller Hass, Wut und Rache. Auch wenn diese extremen Eigenschaften im Laufe der Handlung etwas nachließen, überwogen keinesfalls die Guten, von denen ich sowieso nicht so viel mitbekommen habe. 

Auch der Rest der Charaktere war einfach nur anstrengend. Ob es an der Sprache oder am Verhalten lag spielt da keine Rolle. Das Gesamtbild, das Boris Koch von seinen Figuren erschaffen hat, war alles andere als positiv, was sich bei mir durch gelegentliches Augenrollen und Seufzen äußerte. 

Das große und schwierige Thema "Tod", das über dem ganzen Roman steht, muss man beherrschen, um daraus eine mehr oder weniger ernste Geschichte zu schreiben. Es floss zwar an vielen Stellen in die Handlung hinein und spielte natürlich auch eine sehr große Rolle - war aber nicht ernstzunehmen. Wenn es schon an manchen Stellen bedeutungsvoll wurde, ist der Moment durch die plumpen Charaktere und ihre Ausdrucksweise zerstört worden. 

 
Ein Jugendbuch von dem ich mir mehr erhofft hatte, gerade weil es so stark angepriesen worden ist. Keine Spannung in der Handlung und plumpe, unsymphatische Charaktere führen dazu, dass ich dieses Buch niemandem weiterempfehlen werde, der auf der Suche nach einer ernsten Geschichte über den Tod ist. Denn auch dieses Thema verliert im Laufe des Buches seine entscheidende Bedeutung.
★★

3 Kommentare:

  1. Dein Fazit kann ich so nur unterschreiben.
    Ich hatte mir damals vorm Lesen so viel von diesem Buch versprochen und wurde dann bitterlich enttäuscht. Bei mir gab es auch nur zwei Kirschen :(

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    1. Gerade weil es als Preis ausgezeichnet war. Aber ich glaube die meisten Bücher, die ausgezeichnet werden sind nichts für mich.. musste ich nach mehreren Versuchen feststellen :D

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  2. Das mit den Preisen kann ich für mich auch unterschreiben. In der Zwischenzeit sind Preise für mich meistens ein Argument dafür, um solche Bücher einen Bogen zu machen :D. Wahrscheinlich habe ich in den Augen anderer einen "einfachen" Geschmack, aber das ist mir gleich. Wenn ich auf meinem Crosstrainer trainiere, mag ich einfache und nette Geschichten, die mich beim Training unterhalten - und aus. Anspruchsvolles will ich da gar nicht.

    Liebe Grüße
    Marie

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