6/09/2013

*Rezension* "Wie Blüten im Wind" von Kristin Hannah

 


Lexi Baill studierte eine Karte des Staates Washington, bis ihr die winzige rote Schrift vor den müden Augen verschwamm.

Die 14-jährige Lexi Baill hat erst vor Kurzem erfahren, dass sie noch eine Familie hat – ihre ganze Jugendzeit über war sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie weitergereicht worden, nur unterbrochen von kurzzeitigen Versuchen ihrer drogenabhängigen Mutter, mit ihr wie eine „richtige Familie“ zusammenzuleben. Doch das Leben bei Lexis Großtante Eva fängt gut an. Obwohl Eva nur über wenig Geld verfügt, schafft sie Lexi ein erstes Zuhause nach langer Zeit. Als Lexi in der neuen Schule die schüchterne Mia kennenlernt und sich mit ihr anfreundet, scheint endlich alles gut zu werden. Doch dann verliebt sich Lexi in Mias Bruder Zach und Mia fürchtet, ihre beste Freundin zu verlieren. Schließlich endet das Verhältnis der drei in einer Katastrophe: Mia stirbt bei einem Autounfall, bei dem Lexi den Wagen gesteuert hatte. Damit zerstörte sie nicht nur Mias Familie, sondern auch ihr eigenes Leben, denn als „Kind aus dem Drogenmilieu“ darf sie nicht erwarten, dass man sie über den Verlust tröstet ...
 Der Schreibstil von Kristin Hannah ist leicht und fließend. Meistens wird aus der Sicht von Jude (Mias und Zachs Mutter) oder aus der Sicht von Lexi geschrieben und man weiß daher genau, welche Gefühle und Gedanken die Charaktere im Moment haben. Durch den eher traurigen Inhalt dieses Buches wurde auf die Gedanken und besonders auf die Gefühle sehr großer Wert gelegt.

Kommen wir als erstes zur Außengestaltung und zum Titel: Mir persönlich gefallen die englischen Cover weitaus besser, weil sie einfach besser zum Inhalt passen. Dieser Roman ist keine Komödie oder keine normale Liebesgeschichte mit "Friede Freude Eierkuchen". 
Genauso wie mich der Titel des englischen Buches mehr überzeugt: "Night Road" heißt die Straße, auf der der Autounfall passiert und Mia gestorben ist. "Wie Blüten im Wind" kann ich leider kaum in Zusammenhang mit dem Inhalt stellen. Vielleicht die im Wind fliegenden Blüten der Liebe, die trotz Schmerz und Verluste noch fliegen und wenn sie sich irgendwann setzen, wunderschön aussehen, bis sie verwelken? Hier im Falle die Protagonisten, deren Leben aus der Bahn geworfen wird, wie wenn Blütenblätter sich von einer Blume lösen, irgendwann jedoch zur Ruhe kommen und versuchen, ihr Leben wieder zu ordnen.
 
Weiter geht es mit dem Inhalt: Die Konstellation ist eindeutig und bei tragischen Liebesromanen fast alltäglich: Ein armes Mädchen freundet sich mit einem reichen Mädchen an und verliebt sich schließlich in ihren heißen umschwärmten Bruder, der sich natürlich keine "Ebenbürtige" sucht sondern nur diese Eine - das arme Mädchen will.
An dieser Stelle könnte man denken: Schon tausendmal gelesen... Wen interessiert so etwas noch? Den Ausgang der Geschichte kennt doch sowieso schon jeder!
Und ich muss sagen: So ungefähr ist es auch! Der Spruch "Gegensätze ziehen sich an" kommt hier voll und ganz zur Geltung. Wem ist nicht klar, dass am Ende (fast!) alles gut wird und das Aschenputtel den Prinzen bekommt? 
Der Roman ist in zwei Teile aufgeteilt: Der erste Teil erzählt die Geschichte der wunderbaren Freundschaft zwischen den Charakteren und ihren Erlebnissen, bis hin zu dem tragischen Autounfall. Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Leben der Hauptpersonen nach dem Unfall und einige Jahre danach. Wie ihr Leben aus den Fugen geraten ist und ob sie es irgendwann doch noch einmal schaffen, den Schmerz über den Verlust zu überwinden und normal weiterzuleben.

Leider hat mich dieses Buch in eine "Leseflaute" gestürzt, da es teilweise sehr langatmig und langweilig war. Wie schon erwähnt: Wer interessiert sich noch für eine Geschichte, bei der man im Voraus alles schon weiß!?

Ich möchte auf die Gefühle zurückkommen: Auch wenn der Roman nicht wirklich mein Fall war, trifft hier alles zusammen. Aus Liebe und Zuneigung wurde Hass, aus Freundschaft wurde Trauer. Selbstvorwürfe, Fehlentscheidungen, Angst und Schuldzuweisungen, alles kommt zur Sprache. Das ist es wahrscheinlich auch, was das Buch zum Bestseller aufsteigen ließ. Die Art, wie Kristin Hannah Gefühle beschreibt und ihnen Ausdruck gibt ist unglaublich! Dadurch hat aber leider die Handlung gelitten und die Autorin konnte die Idee für Geschichte nicht richtig umsetzen.

Es meinten viele, sie hatten an manchen Stellen im Buch Tränen in den Augen. Das kann ich leider überhaupt nicht nachempfinden. Ein trauriges Buch muss für mich sehr emotional sein, dass es mich zum Weinen bringen kann, doch leider hat es dieses Buch nicht geschafft. Klar macht man sich während des Lesens Gedanken über die Gefühle und was wäre, wenn einem selbst so etwas passieren würde. Wie würde man sich fühlen? Würde man auf die schiefe Bahn kommen oder würde man versuchen, dass nicht alles im Leben aus dem Ruder läuft und so weitermachen wie bisher? Würde man den Schmerz bis ins hinterste Gehirnstübchen verdrängen und irgendwann zusammenbrechen, wenn er wieder hervorkommt? Würde man stark genug sein oder würde das ganze Leben wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen? Würde die ganze perfekte Fassade, die man sich mit der Zeit aufgebaut hat, zusammenstürzen?

Doch kommen wir zum Ende... Ich merke, dass ich in eine andere Richtung abschweife...
Leider fand ich das Ende ein wenig zu überstürzt und zu schnell. Gerne hätte ich noch gewusst, wie es mit den überlebenden Personen weitergeht und hätte sie noch ein wenig auf ihrem späteren Lebensweg begleitet.


Eine herzzereißende und tragische Geschichte... Aber nicht für Jedermann!
Leider hat mich das Buch (im Gegensatz zur New York Times) nicht überzeugt und ich habe viel zu lange dafür gebraucht und zwischendurch sogar die Lust am Lesen verloren.
Ich möchte das Buch nicht schlecht machen aber ich würde es keinem weiterempfehlen.
Bei diesem Buch kommt es einfach stark darauf an, wie der Charakter des Leser ist.
Trotzdem muss ich ein Lob an die Autorin aussprechen, die mit ihrer Schreibweise eindrucksvolle Gefühle geschildert und besonders die Frage der Gerechtigkeit auf eine ganz besondere Art gelöst hat.
Leider vergebe ich für "Wie Blüten im Wind" von Kristin Hannah trotz der sehr guten Darstellung der Gefühle nur 2 Herzchen:



 
Kristin Hannah, Jahrgang 1960, studierte zunächst Jura, obwohl ihre Mutter ihr schon früh prophezeite, dass sie Schriftstellerin werden würde. Heute ist sie eine international erfolgreiche Bestsellerautorin, deren preisgekrönte Romane auch schon verfilmt wurden. Kristin Hannah lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einer kleinen Stadt in der Nähe von Seattle, Washington. 
[via Ullstein]

Hier gehts zur Website von Kristin Hannah: *klick*

6 Kommentare:

  1. Hi Jule, tolle Rezi!
    Und das Buch liegt hier und jetzt weiß ich gar nicht mehr, ob ich es noch lesen möchte.
    Da ich wegen meiner beruflichen Vollauslastung und den Lektoraten wenig Zeit zum Freizeitlesen habe, bin ich immer sehr dankbar für die Rezensionen, damit ich meine wenige Zeit in wirklich gute Bücher investieren kann.
    Danke für deine klaren Worte.
    LG Claudia

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    1. Hallo! Dankeschön. Freut mich, dass ich dir ein bisschen weiterhelfen konnte und freut mich auch, dass du dir die Mühe gemacht hast, alles bis zum Ende durchzulesen :)
      LG Jule

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  2. Eine echt tolle Rezension, auch wenn dich das Buch nicht so wirklich überzeugen konnte und es auch überhaupt nicht mein Genre ist. Freu mich schon auf die nächste Rezi online kommt <3!

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    1. Danke für den lieben Kommentar! ♥ Freut mich, dass sie dir gefallen hat.

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  3. Ich habs getan, ich hab dich getaggt ^^

    http://druckbuchstaben.blogspot.de/2013/06/11-fragen-tag-von-redsydney.html

    LG
    Anja

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