368 Seiten | IVI | 16,99 € | 978-3492702812
Evies Leben ist perfekt
- perfekt geplant und überwacht von Mutter, der Herrscherin über die
Unterwasserstadt Elysium. Schon bald soll die 16-Jährige über die
geheimnisvolle Welt regieren. Doch als sie sich ausgerechnet in ihren
Feind verliebt, wird klar, dass das perfekte Leben in Elysium eine
einzige Lüge ist. Elysium liegt am Grund des Meeres, abgeschirmt vom
Rest der Welt. Dort hat Mutter ein Paradies für all jene Menschen
geschaffen, die vor den Kriegen der Oberfläche fliehen konnten. Sie
organisiert den Alltag der Bewohner, schützt sie vor Gefahren und regelt
sogar die Geburten. Doch dieser Friede wird teuer erkauft - Gefühle
sind in Elysium verboten, Berührungen unter Liebenden werden mit dem Tod
bestraft. Evie vertraut in dieses System - doch als Gavin, ein
Oberflächenbewohner, in ihre Welt eindringt, weckt der junge Mann
Zweifel in ihr: Warum plagen sie Erinnerungslücken? Weshalb besteht
Mutter auf Evies tägliche Therapie-Sitzungen? Und wieso kann sie sich
durch Gavin an Dinge erinnern, die absolut unmöglich sind? Evie erkennt,
dass sie Teil eines gewaltigen Plans ist, aus dem es für sie ohne Gavin
kein Entrinnen gibt. (goodreads.com)
Geschichten, in denen die Menschen fortschrittlich werden und sich an den undenkbarsten Orten ein neues Leben errichten, sind für mich besonders interessant und deshalb hatte ich mit dem Buch "Renegade" auch große Freude. Die Autorin beschreibt eindrucksvoll eine riesige Stadt unter Wasser, die wirklich ausgeklügelt scheint. Welche Ressourcen die Menschen anzapfen um tief im Ozean ein Leben zu ermöglichen und wie die Stadt eingeteilt ist, hat Souders sehr logisch und nachvollziehbar erklärt, sodass es wirklich einmal in der fernen Zukunft möglich sein könnte, den Meerraum genau so zu besiedeln.
Das Buch ist durch den einfachen, sehr bildhaften und leichten Schreibstil sehr schnell zu lesen. Was mir mit am meisten gefallen hat, waren die Beschreibungen der Umgebung, der verschiedenen Blöcke innerhalb der Stadt, etc. Beim Lesen konnte ich mir in meinem Kopf selbst ein klares Bild der Welt machen, die die Autorin in ihrem Roman erschaffen hat.
Durch die Ich-Perspektive (natürlich aus der Sicht der Protagonistin), die J.A. Souders benutzt, ist man mittendrin im Geschehen, ist mit den Figuren auf der Flucht und kann sogar ihre Gefühle nachvollziehen. Ein anderer Grund, warum mich das Buch so fesseln konnte, war nicht nur die Anschaulichkeit, sondern auch die Spannung. Sie wurde eigentlich fast immer durchgängig hochgehalten und wenn an manchen Stellen irgendwelche Wendungen eintrafen, wuchs sie sogar manchmal noch weiter an.
Es war ebenfalls faszinierend für mich zu lesen, wie die Fassade einer anfangs so perfekt dargestellten Stadt mit einer so scheinbar tadellosen Herrscherin nach und nach anfing zu bröckeln. Ich konnte als Leserin regelrecht spüren, wie der Mut in den Protagonisten wuchs, sich bei der Bevölkerung langsam Unzufriedenheit und Angst breit machten und wie die Gelassenheit von "Mutter" verschwand und sie allmählich die Kontrolle verlor.
Genauso wie die ganze Stadt macht auch der Hauptcharakter, Evelyn - genannt Evie - die "Tochter des Volkes", eine bemerkenswerte Entwicklung durch. Wo sie doch am Anfang noch die manipulierbare, naive rechte Hand der "Mutter" war, wurde sie im Laufe der Geschichte immer eigenständiger, rücksichtsloser, mutiger und sogar etwas brutal (was auf ein besonderes Ereignis in ihrer Vergangenheit zurückzuführen ist). Eingangs wirkte sie immer ein wenig weggetreten, wie als wäre sie high. Als sich der Nebel in ihrem Kopf dann allmählich verflüchtigt, steigt man als Leser gemeinsam mit Evelyn dahinter, warum sie sich manchmal so komisch benommen hat und es ab und an auch noch tut.
Das Einzige, was ich wirklich zu kritisieren habe ist der Aufbau und der Verlauf der "Liebesbeziehung" zwischen Gavin und Evelyn. Für meinen Geschmack ist die Tochter des Volkes teilweise sehr grob mit ihm umgegangen und er war dann wiederum zu anspruchslos - hat sich alles gefallen lassen. Ich mag zwar weibliche Charaktere, die auch mal durchgreifen können, aber dass sich Männer dann vollständig von ihnen einspinnen lassen, passt für mich nicht wirklich zusammen. Schön wäre es gewesen, wenn sich Evie und Gavin irgendwo auf Augenhöhe getroffen und er nicht nur zu allem "Ja" und "Amen" gesagt hätte.
Ein Roman, der alle Elemente einer Dystopie vereint und doch ganz anders ist als alle anderen Bücher dieses Genres. Mit einer ausgeklügelten Welt und wandelbaren Charakteren konnte Souders alles sehr zufriedenstellend gestalten. Die Seiten sind aufgrund der durchgängig hohen Spannung sehr schnell durchgelesen und wen es nicht stört, dass sich das Jugendbuch größtenteils nicht mit dem Thema "Liebesbeziehungen" beschäftigt, dem kann ich dieses Buch nur wärmstens ans Herz legen. Meiner Meinung nach verdient es viel mehr Aufmerksamkeit!
★★★★
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen