430 Seiten l IVI l 9,99 € l 978-3492280020
Wer nach Dämmerung sein Haus verlässt, Bücher liest oder uneheliche Kinder zeugt, wird im Amerika der Zukunft hart bestraft. Denn die sog. Moralmiliz entmündigt mit ihren totalitären Artikeln die Bürger der Vereinigten Staaten. Ember ist eines der unzähligen Opfer jener neuen Gesetze und muss für ihre Freiheit kämpfen. - Religiöser Fanatismus hält Einzug in die Vereinigten Staaten: Das FBR (Federal Bureau of Reformation) hat das FBI ersetzt; wer gegen ihre strengen Statuten verstößt, dem stehen öffentliche Demütigung, Haft und sogar der Tod bevor. Die 17-jährige Ember lebt mit ihrer Mutter allein und unendeckt. Doch trotz aller Schutzmaßnahmen wird ihre Mutter verhaftet. Sie hat gegen Artikel 5 der Moralstatuten verstoßen, weil sie nicht mit Embers Vater verheiratet war. Ember wird in einer Besserungsanstalt für Mädchen gebracht und lernt dort Hass, Gewalt und fanatische Moralisten kennen. Sie weiß, sie muss ihre Mutter retten, koste es was es wolle ... und dazu braucht sie Hilfe des Mannes, der ihre Mutter verhaftet hatte, denn das war niemand anderes als Embers große Liebe, Chase. (goodreads.com)
MEINUNG
Dystopien faszinieren mich - von daher stand es schon von Anfang an fest, dass ich "Artikel 5" von Kristen Simmons irgendwann lesen werde. Der Klappentext hat mich wahnsinnig neugierig gemacht und ich wollte wissen, wie die Welt beschrieben wird, deren Schicksal uns auch treffen könnte (wenn man im Nachhinein gründlich darüber nachdenkt - denn unrealistisch ist dieses Buch nicht).
Der Aufbau des Systems ist zwar nicht bis ins kleinste Detail erklärt und sicherlich gibt es auch Lücken, mithilfe derer man die realistische Funktionalität anzweifeln könnte, aber im Großen und Ganzen erscheint diese Welt logisch. Simmons gelingt es dadurch auch, eine dunkle, bedrohliche Atmosphäre zu schaffen, die sich über den Großteil der Geschichte legt. Leider erfährt man nur etwas über die Zustände in Amerika. Was sich in der restlichen Welt getan hat, bleibt offen.
Mit einem rasanten Beginn konnte mich das Buch sofort fesseln und der Spannungsbogen wurde auch im Laufe der Handlung nie wirklich locker gelassen. Ruhigere Szenen gab es zwar - jedoch hielten diese den schnellen Verlauf von "Artikel 5" nicht auf. Auch durch gezielt gesetzte Wendungen konnte mich Kristen Simmons ein ums andere Mal überraschen.
Die Protagonistin Ember war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist liebenswürdig, aber besitzt auch eine rebellische, tapfere und mutige Seite. Und genau diese Gegensätze in ihrer Person haben mir sehr gut gefallen. Sie ist keine Superheldin - sondern einfach nur ein ganz normaler Mensch, der um jeden Preis das beschützen will, was er liebt - und sie stößt vor allem auch an ihre Grenzen. Ein Merkmal, das sie verwundbar macht - menschlich.
Chase, die zweite Hauptperson und Embers große Liebe erscheint dagegen eher sehr düster und geheimnisvoll - aber gerade dadurch interessant. Seine Kälte, aber auch seine dadurch hervorgebrachte Wärme zeigen deutlich, dass er Gefühle zulässt und genau diese Eigenschaft macht aus ihm einen kleinen Helden, der genau wie Ember alles dafür tun würde, dass seine Liebsten in Sicherheit sind.
Neben allem Lob habe ich leider auch gemerkt, dass die Beziehung von Ember und Chase dasselbe Muster hat wie andere aus dem Jugendbuchgenre. Noch dazu hatte ich manchmal das Gefühl, dass Simmons sich zu stark auf die Entwicklung der Gefühle zwischen den beiden konzentriert hat als auf das Eigentliche: die dystopische Veränderung des Landes und die Folgen für seine Bürger. Oftmals hatte ich sogar das Empfinden, plötzlich in einem anderen Genre gelandet zu sein.
Der Schreibstil der Autorin hat mir trotz alldem sehr gut gefallen. Ihre Beschreibungen waren leicht und angenehm zu lesen, aber nicht zu oberflächlich. Sie hat es geschafft mit ihren Worten eine düstere und drückende Atmosphäre in meinem Kopf zu kreieren, sodass die Handlung von "Artikel 5" in meinen Vorstellungen Gestalt annehmen konnte. Die Autorin traut sich auch, unangenehme, brutale Worte in den Mund zu nehmen und hat dadurch eine glaubwürdige, reale Handlung niederschreiben können.
FAZIT
Mit sympathischen und authentischen Charakteren hat Simmons Figuren zum Liebhaben erfunden. Den Aufbau ihrer dystopischen Welt hat sie gut gemeistert, doch aus der Vorlage, die sie mit ihrer Idee geliefert hat, hätte man sicherlich ein noch genaueres Bild einer auf das Ende zusteuernden amerikanischen Gesellschaft in der Zukunft zeichnen können. Alles in allem war das Buch unterhaltsam und spannend - wenn man über Kleinigkeiten hinwegsieht.
★ ★ ★ ★
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