6/03/2014

Der Mörder weinte von Anne-Laure Bondoux

CARLSEN  |  174 Seiten  |  14,90 €  |  978-3-551-58309-3

INHALT

In einem Haus an der südlichsten Spitze Chiles, wo nichts ist als steinige Erde und Wind, wächst Paolo auf wie ein kleines Tier oder eine zähe Pflanze. Bis zu dem Tag, an dem Angel Alegría auftaucht, ein Mörder auf der Flucht. Ohne Zögern tötet er Paolos Eltern; er bringt es aber nicht übers Herz, Hand an den Jungen zu legen. Stattdessen beginnt er, sich um ihn zu kümmern. Als dann auch noch Luis auftaucht, der Paolo Lesen beibringt, kämpfen sogar zwei Männer um die Vaterrolle, und Paolo erfährt eine Art von Glück. Aber auch in dem kleinen Haus am Ende der Welt ist sind die drei nicht sicher vor ihrer eigenen Geschichte. (goodreads.com)
 

MEINUNG

Dass hinter so wenigen Seiten eine riesige Geschichte mit viel Herz und Liebe steckt, hätte ich niemals erwartet. Noch lange musste ich über die herzerwärmende Story in den stürmischen Bergen Chiles nachdenken, die von einem unschuldigen Jungen erzählt, der es schafft, ein Monster zu zähmen. Das Cover ist ein richtiger Blickfang, doch der Titel hat mich erst recht auf das Buch aufmerksam gemacht.

Die raue Welt da draußen in den abgelegensten Gebieten von Chile hat mich sehr fasziniert. Dieses Setting war einfach etwas besonderes - es hat so eine einzigartige Atmosphäre ausgestrahlt, die perfekt zum Buch gepasst hat. Außerdem spielt die Geschichte auch in einer vergangenen Zeit, in der die Technik noch nicht weit fortgeschritten war und besonders in den ärmlichen Gegenden die meisten Menschen noch Analphabeten waren. Andere Länder - andere Kulturen - andere Zeit - diese Themen interessieren mich immer sehr und wurden in "Der Mörder weinte" großartig beschrieben.

Bondoux' Schreibstil ist keine große Meisterleistung. Auch wenn viele Sätze ein klein wenig poetisch wirken, sind sie doch ganz normal verpackt und nur mit den richtigen Wörtern gespickt. Aber ein anderer Schreibstil hätte wohl auch kaum zu dem Buch gepasst. Wenn man vielleicht einen umfassenderen, detailreicheren, nicht so knappen Stil verwendet hätte, wäre die wunderschöne, besondere Atmosphäre, die man sich so wunderbar in seinen Gedanken selbst zurechtstellen und ausmalen konnte, kaputt gegangen.

Das dünne Buch lebt vor allem auch von seinen Charakteren. Besonders von Paolo, dem kleinen Jungen, der in seinem jungen Leben so viel schon durchmachen und mit ansehen musste, dass er gar nicht alles begreifen kann. Er wirkt so verletzlich, so unschuldig und man würde ihn am liebsten einfach nur in den Arm nehmen und die ganze Zeit auf ihn aufpassen. Wie er die Dinge der neuen Welt entdeckt, ist einfach zuckersüß und man kann sagen, dass jeder, der ihn nicht sofort ins Herz geschlossen hat, erst gar keins besitzen kann. Von so einen süßen, gleichzeitig auch starken, trotzdem unschuldigen Charakter habe ich vorher noch nie etwas gelesen und ich bin froh, dass ich Paolo kennenlernen durfte.

Das genaue Gegenteil des kleinen Jungen ist Angel Alegría, der Mörder, der Paolos Eltern und noch viele andere Menschen umgebracht hat, bloß weil er Spaß am Töten hat oder weil ihm gerade langweilig war. Die Veränderung, die er im Laufe der ganzen Geschichte durchläuft ist großartig. Man kann fast vor sich sehen, wie das Herz aus Eis in seiner Brust schmilzt. Schon der Titel des Buches lässt ja daraus schließen, dass in dem harten, eigentlich bösen Kerl ein weicher Kern steckt, in dem die Gegensätze förmlich aufeinander prallen. Und genau aufgrund dieser Tatsachen habe ich ihn am Ende genauso lieb gewonnen wie Paolo.

Das Ende wirkte auf mich sehr traurig und ich war ein wenig geknickt. Man konnte deutlich sehen, dass die Charaktere, die im Laufe des Buches so viel dazugewonnen hatten, fast alles wieder verloren. Doch nicht alles hat sich zum Negativen gewendet: andere Figuren haben ihre Ängste überwunden und haben sich ihre Träume erfüllt - andere machen weiter wie bisher, weil sie sich ein Stück weit an ihrem alten Leben festhalten wollen.

FAZIT

Anne-Laure Bondoux' Buch zeigt dem Leser, wie nah Glück, Leid, Hass, Liebe, Hoffnung und Enttäuschung manchmal zusammenliegen können. Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an und ist mit liebevollen, wunderbaren und einzigartigen Charakteren, die in einer genauso einzigartigen Welt leben, geschmückt. Kurz und Knapp: Hinter den wenigen 174 Seiten verbirgt sich eine fast schon poetische Geschichte, die den Lesern unter anderem zeigt, dass man auch mit wenig zufrieden sein kann, so lange man die Menschen um sich hat, die man liebt.

4 Kommentare:

  1. Hallöchen (:
    Ich habe gedachte, dass der Titel mich wirklich fasziniert, aber nach dem ich deine Rezension gelesen habe, glaube ich, dass das Buch trotz der positiven Bewertung nichts für mich ist. Das ist nicht so mein Stil und so dünne Bücher mag ich auch gar nicht irgendwie.
    Danke, dass du mir meine Entscheidung erleichtert hast :D

    Liebst, Lotta

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    1. Hallo Liebe Lotta,
      also der Titel ist aber auch toll :)
      Schade, aber jedem das Seine und freut mich, dass ich helfen konnte :D
      Alles Liebe

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  2. Huhu,
    ich bin auf deinen Blog gestoßen und da er mir gefällt bin ich Leserin geworden :)

    Vielleicht hast du ja Lust mal bei mir vorbeizuschauen :)

    Liebe Grüße,
    Lisa

    http://www.buecherparadis.blogspot.de

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